Samstag, 25. August 2007

Der Weg zum Brandberg

Ein Bericht über die Erstbesteigung des Brandbergs in SW Afrika:

Die Vermessungsabteilung der Kaiserlichen Schutztruppe war stationiert in Okombahe in SW Afrika. Das Gebiet war kaum vermessen, und zwischen dem 21. und 22. Breitengrad und dem 14. und 15. Längengrad war nur ein weißer Fleck.

Eines Tages rief der Oberleutnant H. den 23 jährigen Vermessungssoldat, Claus Burfeindt, zu sich und stellte ihm folgende Frage: "Fühlen sie sich in der Lage, das Gebiet mit der höchsten Erhebung des Landes zu erkunden und den T.P. festzulegen?" Über den Auftrag völlig überrascht, fasste er sich schnell, riss die Hacken zusammen und antwortete: "Jawohl, Herr Oberleutnant."

Herr Oberleutnant schien zufrieden, einen jungen Menschen gefunden zu haben für diese gefährliche Mission.

Die Stärke der Expedition bestimmte der Aufraggeber: einen Weißen, vier Eingeborene, sechs Reittiere, und vier Packtiere durfte Burfeindt sich aussuchen, sogar das Reitpferd vom Oberleutnant wurde ihm zur Verfügung gestellt.

In 14 Tagen sollte der Trupp marschbereit sein und nach vier Wochen die ersten Signale von T.P. senden.

In den nächsten Tagen wurde die Ausrüstung zusammengestellt: der Heliograph für das Sonnenlicht, die Lampe für die Nacht zum Morsen, die mit Karbid und Sauerstoff gespeist wurde, die ganze Verpflegung für Mensch und Tier für vier Wochen, Medikamente, Hufbeschlag für die Reittiere und das Allerwichtigste, die Wassersäcke.

Nun sollte der weiße Kamerad ausgewählt werden. Da Burfeindt in Niedersachsen aufgewachsen war und gut plattdeutsch verstand, hörte er Hans Carstensen, der hinter ihm stand, diese Sprache sprechen. Burfeindt wandte sich zu ihm und fragte ihn: "Hans wullt du mit?" Hans nickte, und die Wahl war getroffen.

Bei den Eingeborenen war es schwieriger, sie wollten nicht so recht, zuckten mit den Achseln, und murmelten das Wort Omakuruwaro(Götterberg) und viele böse Tiere.

Der Herero August machte sich zum Sprecher und vermittelte, dass sie wohl mitmachen würden, wenn sie zu ihrem eigenen Schutz mit Gewehren ausgerüstet wären. Sie durften keine Gewehre tragen, aber der Oberleutnant holte beim Gouverneur eine Genehmigung ein. Burfeindt machte sie mit dem Gewehr 71 vertraut, und somit war der Trupp marschbereit.

Am 16. Februar 1914, nach kurzer Abmeldung beim Oberleutnant, brach der Trupp von der Spitzkopje auf, seinem großen Abenteuer entgegen. Freude und Stolz beseelten den 23 jährigen Bufeindt, dem diese große Aufgabe zu Teil geworden war.

Der Marsch führte nach Uis, es war die letzte Wasserstelle am Rande des Brandbergs, die Wassersäcke wurden nachgefüllt und der Marsch wurde fortgesetzt.

Unbekannt waren die Ausmaße des Brandbergs, rätselhaft, drohend lag er nun vor ihnen. Von wo sollte nun der Aufstieg beginnen?

Unsicherheit machte sich breit, sie ritten in Sonnenglut durch Lavamassen ohne Aussicht auf den nächsten Stützpunkt, die Anstrengungen zehrten an ihren Kräften, der Wasservorrat verringerte sich. Das war jetzt die größte Sorge, denn Mensch und Tier zeigten immer mehr Mattheit.

Sie suchten tagelang ohne Ergebnis, die Truppe wurde unruhig und mutlos. Sollten sie umkehren oder weiter reiten? Sie entschlossen sich weiter zu Reiten aus Pflichtbewusstsein.

Als die Suche nach 3 Tagen ergebnislos verlief kam der Zusammenbruch. Es wurde kaum noch gesprochen, die Sonne brannte unbarmherzig, sie verständigten sich nur durch Handbewegungen, wollten ihr Leben mit der Waffe beenden.

In dem Augenblick bricht das Maultier, Lotte, unter ihrer Last zusammen. Sie wurden dadurch abgelenkt, sie verständigten sich wieder, jeder sollte über sich entscheiden. Den Pferden wurde an den Hals geklopft, die Zügel geordnet und Burfeindt und Carstensen mit dem Buschmann Kolumbus ritten weiter - die Eingeborenen mit den Packtieren blieben zurück. Sie waren am Ende ihrer Kräfte, wortlos ritten sie nebeneinander.

In der Verzweiflung flehte Burfeindt seinen Gott um Beistand und Hilfe an, und als er wieder um sich schaute, sah er in einer Entfernung von ca. 50 bis 100m ein Lebewesen in der Sonnenglut. Alle Kraft wurde aufgewendet um in Verbindung zu kommen. Es stellte sich heraus, dass es eine Eingeborene Frau mit drei Kindern im Alter von etwa 1, 8 und 10 Jahren war, die hier Nahrung suchten.

„Gamme ma wa ha“ (wo ist Wasser) flehte Burfeindt die Frau an, sie küsste ihm die Füße ihm Steigbügel und zeigte mit ihren Armen ins Gebirge. Inzwischen waren auch Carstensen mit Kolumbus nachgekommen und Kolumbus bewährte sich als Dolmetscher.

Die Frau führte sie eine halbe Stunde ins Gebirge bis sie an eine eigenartig geformte Schlucht kamen, an deren Becken alles grünte, an der Südseite befand sich eine Höhle an der das Wasser heruntertropfte und sich in dem Becken sammelte.

Als Burfeindt sich vorbeugte sah er einen Eingeborenen mit zwei Wasserbehältern emporsteigen. Als er den Fremden erblickte, zitterte er am ganzen Körper und presste die Worte „Morro Omahona" (Guten Tag großer Herr) hervor, und die Wasserbehälter entglitten seinen Händen. Burfeindt beschwor ihn Wasser nach oben zu bringen, und die Verdursteten stürzten das kühle Nass in ihre vertrockneten Kehlen immer wieder und wieder.

Der Alte schöpfte laufend Wasser nach, und es wurden die Tiere getränkt. Sie fanden zu neuem Lebensmut. Kolumbus wurde mit Wassersäcken zurückgeschickt, um die Zurückgelassenen mit dem Gepäck nachzuholen. Kolumbus sollte sie zur Eile anspornen, nachdem sie ihren Durst gestillt hatten. In der Zwischenzeit beschäftigten sie sich mit dem alten Eingeborenen, der ihnen zu verstehen gab, dass der Berg von dieser Seite aus nicht zu besteigen sei.

Als sie nach seiner Pfeife fragten, wurde er freundlicher und zeige ihnen den Speckstein aus der er sie geformt hatte, in den Gesteinsmassen. Der Stein ließ sich beschneiden, besägen und behobeln. Wenn er einige Tage an der Luft getrocknet war erhärtete er völlig, auch ließ er sich für weitere Haushaltsgegenstände verwenden. Er war ein Herero und lebte mit seiner Familie unter freien Himmel, sie ernährten sich vom Wild, das sie in Fallen fingen, und Knollen und Wurzeln, die sie sammelten.

Als es Abend wurde traf Kolumbus mit den anderen Eingeborenen und dem Gepäck ein, müde und zerschlagen. Doch jetzt konnte der Durst für Mensch und Tier gestillt werde. Aber das Wasser ging zur Neige, und sie mussten weiter ohne sich Schlaf zu gönnen. Der Alte sollte sie zur nächsten Wasserstelle führen, aber er beteuerte immer wieder dass er keine wisse. Burfeindt nahm seine ganze Kraft zusammen und bedrohte ihn mit der Waffe. Das half.

Es sollten Tage und Nächte vergehen, meinte er, bis sie ans Ziel gelangen würden. Es gab keine andere Möglichkeit, sie ritten bei hellem Mondenschein los, Schritt für Schritt, mühsam durch hügeliges Gelände. Die Tiere stolperten und mussten am Zügel geführt werden.

Bei Sonnenaufgang standen sie vor einer Schlucht, in der sie nicht weiter reiten konnten. Die Tiere und das Gepäck wurden zurückgelassen, und sie gingen zu Fuß weiter. Nach einer Stunde gelangten sie an die Stelle wo angeblich Wasser sein sollte. Sie sahen nur Binsen, aber wo war das Wasser? Verzweifelt stießen sie ihre Seitengewehre in den Boden halfen mit Kochgeschirrdeckeln nach und gruben mit bloßen Händen weiter bis zur Erschöpfung. Endlich bei ca. 70 cm Tiefe kam etwas Wasser, sie gruben weiter bis ca. einen Meter. Dann endlich die Erlösung: es lief frisches Wasser in das Loch und in langen Zügen wurde dieses kostbare Nass genossen.

Dazu wurde vom Proviant gegessen, und auch die Mutter mit ihren Kindern bekam etwa ab. Sie sahen sehr verwahrlost aus, die Würmer krochen ihnen aus den Rippen, aber es bekam jetzt jeder einen Namen: Anton sollte der Älteste heißen, Fritz der zweite, und der jüngste Dirk. Es schien als seien sie nun eine Gemeinschaft.

Die Wasserstelle wurde mit Numas bezeichnet, wie der Alte sie nannte, und sie wurde sorgfältig auf der Karte vermerkt. Burfeindt betrachtete aufmerksam das Gebirge, und entschloss sich von hier aus den Gipfel zu besteigen. Einen Tag dauerten die Vorbereitungen. Vier Eingeborene und die beiden jüngsten Kinder blieben zurück, die Frau und der Alte kamen als Träger mit.

Die Verpflegung, das Trinkwasser, das Arbeitsmaterial, alles musste sorgfältig verpackt werden, ein Maultier kam als Tragtier mit, so lange es ging. Am nächsten morgen setzte sich der Tross in Bewegung. Nach reichlich einer Stunde hatte sich das Tier so festgelaufen, dass es sich weder vor noch rückwärts bewegen konnte. Ratlos standen sie vor der Situation. Das Gepäck wurde ihm abgenommen und auf die Träger verteilt. Konnte das Tier sich jetzt selber aus seiner kritischen Lage befreien? Nein.

Da nahm der Herero und Lukas die Vorderhand des Tieres auf ihre Schultern und drehten es auf der Hinterhand um, so dass der Kopf nach unten weisend stand - in dieser Lage wurde das Tier seinem Schicksal überlassen. Später wurde festgestellt, dass das Tier unbeschädigt ins Lager zurückgefunden hatte.


Für die anderen begann jetzt das Klettern. Das Wasser musste streng eingeteilt werden, bei jeder Pause wurde ein Kochgeschirrdeckel gefüllt, Burfeindt nahm ihn in beide Hände und ließ jeden 3 Schluck trinken. Es musste strenge Disziplin bewahrt werden, damit keiner zu viel trank, denn die Hitze war unerträglich, die Felsen brannten wie Glühendeisen, die Augen brannten, der Kopf schmerzte, aber der erste Tag verlief reibungslos.

Am zweiten Tag gewannen sie in der Mittagsstunde einen Überblick über das ganze Gebirge, mit seinen verschiedenen Kuppen. Ohne ein Fernglas zu besitzen musste die weitere Richtung bestimmt werden, um die höchste Erhebung zu erklimmen.

Carstensen und Burfeindt wurden sich uneinig, Carstensen ging verärgert seinen Weg alleine weiter, er meinte er müsse Wasser suchen.

Die Stimmung sank in der ganzen Gruppe. Die anderen blieben zurück und warteten auf seine Rückkehr. Burfeindt war noch erregt über sein Verhalten, als er am Abend wieder in Blickweite war und aufgeregt winkte. Er rief etwas, aber Burfeindt verstand es nicht. Die Eingeborenen hatten die Gebärden verstanden: Ein Raubtier war in der Nähe.

Burfeindt lief sofort zu Carstensen, der wortlos mit dem Finger auf eine Stelle wies, wo der Leopard seines Weges ging. Burfeindt riss das Gewehr von der Schulter, legte an und drückte ab, und der Schuss saß im Blatt.

Die Eingeborenen kamen herbeigeeilt und nahmen sich des Tieres an, und streiften ihm das Fell ab. Die anderen bereiteten ein großes Feuer und der ganze Balg wurde hineingelegt. Es bildete sich rundherum eine Kruste, so dass das Fleisch innen saftig blieb. Beim leckeren Braten stieg auch die Stimmung wieder.

Carstensen erzählte wie es ihm ergangen war: lange war er gelaufen um Wasser zu finden, auf seiner Rückkehr hatte er nochmals einen Felsen beschlagen und ein Loch gebuddelt, in dem sich tatsächlich Wasser sammelte. Er hatte sich ein bisschen hingelegt, als plötzlich ein Leopard aus dem Gestrüpp kam, und sich mit beiden Vorderpfoten in das Loch fallen ließ, und das kostbare Naß zu sich nahm. Dann ging er seines Weges bis Burfeindt ihn tödlich traf. Der Abend endete sehr vergnügt, da das Wasser in dem von Carstensen gebuddelten Loch wieder nachlief. Die Nacht verlief ruhig, es tauchte auch kein Wild mehr auf.

Als sie sich am nächsten Tag auf den Weg machen wollten, bemerkten sie, dass der Alte mit dem Leopardenfell, Wasser und Proviant über Nacht lautlos verschwunden war. Doch auch ohne ihm musste der anstrengende Weg weiter gehen, bis sie den Gipfel am dritten Tag erreichten. Dann hatten sie es geschafft.

Ihr Ziel war erreicht. Sie gewannen einen Überblick über das ganze Gebirge und konnten sogar im Dunst den Ozean erkennen. Ein Jubel-Glücksgefühl überfiel sie.

Dann begann die Arbeit. Der T.P. musste festgelegt werden, auf dem höchsten Punkt wurde ein Bolzen einzementiert, der im Gepäck mitgeführt worden war. Mit dem Heliographen wurde die Signalverbindung mit Okombahe hergestellt, diese musste Burfeindt solange aufrecht erhalten, bis er weitere Befehle erhielt.

Carstensen sollte mit den Eingeborenen ins Lager zurück, um Burfeindt von dort aus mit Wasser und Proviant auf dem Gipfel zu versorgen. Nur der kleine Anton blieb bei ihm, und Burfeindt beschäftigte sich viel mit ihm. Er war gelehrig und willig, und bald konnte er viele deutsche Wörter sprechen.

Die Tage waren dunstig, so dass nur selten eine Verbindung mit Okombahe hergestellt werden konnte, und es dauerte sieben Tage bis die Eingeborenen mit Wasser und Proviant eintrafen. Der Vorrat war gering, und sie wurden gleich wieder zurückgeschickt, um erneut Nachschub zu holen. Sie brachten von Carstensen die Nachricht mit, das die Weide in der Numasschlucht knapp geworden war und dass er sich ins Ugab Revier aufmachen würde.

Aber Tag für Tag verging ohne dass die Eingeborenen zurückkamen. Das Warten war unerträglich, die Nahrung ging trotz strenger Einteilung zur Neige, sie hatten noch sieben Körner Reis und eine geringe Menge Flüssigkeit. Anton hatte sich eine Maus am Spieß gebraten, der Hunger war groß, und wollten sie dort oben nicht zu Grunde gehen, mussten sie handeln.

Sie fassten den Entschluss am nächsten Morgen, am 1. März 1914, Burfeindt's 24. Geburtstag, ins Ugab Revier abzusteigen, alles Gepäck wurde zurückgelassen, bis auf das Gewehr. Sie sprangen rastlos von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang steile Hänge von 3 bis 4 m hinab Richtung Ugab Revier wo sich Carstensen nach seiner letzten Meldung aufhalten sollte. Der 10 jährige sprang tapfer mit.

So erreichten sie schon am ersten Tag bei Sonnenuntergang das Ugab Revier. Doch jetzt wie weiter, rechts oder links? Burfeindt hatte die Neigung nach rechts, Anton überzeugte Burfeindt nach links zu gehen. Nach einer Stunde Marsch gelangten sie in ein dichtes Schilfgewächs. Hier wurde zum ersten Mal halt gemacht. Sie legten sich hin und schliefen fest ein.

Als sie am anderen Morgen vor Kälte aufwachten, wollte Burfeindt aufstehen, aber er konnte weder gehen noch stehen, die Beine waren geschwollen. Burfeindt überlegte was jetzt zu tun sei, hilflos lag er da. Es kam ihm der Gedanke Anton alleine weiterzuschicken, auf einem Zettel beschrieb er seine Lage, und den sollte Anton Carstensen bringen, wenn er ihn dann gefunden hatte.

Burfeindt blieb voller Sorge allein in der sternenklaren Nacht zurück. Über ihm erstrahlte das Kreuz des Südens in heller Pracht.

Der nächste Tag ging zur Neige es wurde wieder Nacht, als plötzlich ein Schuss fiel. Freudig erregt erwiderte Burfeindt den Schuss. Bald darauf war Carstensen mit Anton und einem Eingeborenen und einem Reitpferd bei ihm. Carstensen reichte ihm als erstes seine Feldflasche und ein Stück Trockenfleisch.

Welch glückseliges Gefühl nicht mehr allein zu sein! In den Mittagsstunden hatte Anton Carstensen schon gefunden, der sich sofort vorbereitete und sich auf den Weg machte. Anton, der Retter, saß vorne bei ihm im Sattel. So hatten sie 20 km im tiefen Sand zurückgelegt. In derselben Nacht sollte der Weg nun mit Burfeindt zurückgelegt werden. In seinem erschöpften Zustand wurde er im Sattel fest angeschnallt und langsam bewegte sieh der Trupp in Richtung Lager.

Es wurde ein Liegeplatz geebnet zwischen Klippengeröll, eine Zeltplane diente als Unterlage, der Sattel als Kissen, und mit einem Woylach wurde Burfeindt zugedeckt.

Von allen Seiten wurde er liebevoll gepflegt, so dass er nach einigen Tagen Ruhe und Pflege die ersten Schritte wieder machen konnte.

Als es ihm wieder besser ging, überfiel Carstensen das Heimweh, er ließ sich von nichts abbringen, er wollte nach Hause, es würde keiner merken. Er wollte zur Küste reiten, dort Schiffe anblitzen, die ihn mitnehmen sollten. Sie konnten ihn nur beruhigen indem sie zustimmten ihn zu begleiten. Nach dreistündigem Ritt gerieten sie in ein Schlammgebiet, so dass die Tiere bis zum Bauch versanken, im großer Aufregung bemühten sie sich die Tiere wieder aus ihrer Lage zu befreien. Nach der Anstrengung war das Heimweh verschwunden, und sie ritten zum Lager zurück.

Carstensen wurde wieder aufgeschlossen und erzählte, dass die Wasserstelle Augamas vor kurzem noch bewohnt gewesen sein musste, denn die Feuerstelle war noch warm, und Kaffernhunde bewachten sie. Auch erzählte er, dass er pflichtgemäß einen Trupp mit Wasser und Proviant auf den Weg geschickt hatte, um Burfeindt auf der Bergspitze zu versorgen. Dieser sei nach fünf Tagen zurückgekehrt mit der Behauptung, die Bergspitze nicht mehr wieder finden zu können.

Inzwischen hatten sie zwei Eingeborene nach Sorris-Sorris geschickt (~70 km) um Proviant nachzuholen. Nach 14 Tagen Ruhepause war Burfeindt wieder genesen. Er hatte sich die Zeit genommen, die Tierarten zu beobachten, das Gelände zu betrachten, beim Jagen mitzureiten, um dann Trockenfleisch herzustellen.

Pflichtgemäß musste Burfeindt sich jetzt wieder mit seiner Truppe in Verbindung setzen. Dieses konnte aber nur von der Bergspitze aus geschehen, wo der Heliograph lag, und das hieß, wieder drei Tage klettern, und von der Numasschlucht bewältigte er den Aufstieg ohne Zwischenfälle.

Bei klarem Wetter gelang es auch die Verbindung mit Okombahe herzustellen, er schilderte dorthin seine Lage und nach 8 Tagen bekam er den Befehl die Arbeit abzubrechen, nach Okombahe zurückzukommen, um Bericht zu erstatten.

Er baute über den T.P. eine Steinpyramide, und begab sich auf den Weg nach Augamas ins Lager. Nach ein paar Ruhetagen begann der Rückweg nach Okombahe. Die Frau mit ihrem jüngsten Kind ließen sie zurück, die anderen beiden ritten zusammen auf einem Maultier mit ihnen. Sie waren anhänglich und halfen gern. Sie entschlossen sich im Ugab Rev1er stromaufwarts zu reiten, um zu der Wasserstelle Komassarab zu gelangen. Doch als sie am nächsten Tag dort ankamen, zur Mittagszeit,fanden sie nur ein ausgetrocknetes Schilfloch vor, aber es war jetzt nur noch eine halbe Tagesreise bis zur Farm Sorres-Sorres, wo sie Hilfe erwarten durften.

Von dort aus waren noch zwei Tagesritte bis Okombahe. Mühsam ging es vorwärts. Als sie in Okombahe eintrafen wurden sie mit Kirchengeläut empfangen. Von beiden Kirchtürmen, der evangelischen sowie von der katholischen läuteten die Glocken.

Ergriffen nahmen sie es wahr, der Herero, Lukas, ritt dicht an Burfeindt heran und stellte die Frage: „Mister, welcher Gott ist der beste?" Burfeindt antwortete: "Lukas, beide sind gleich und gut“. Damit war er zufrieden und ritt wieder auf seinen Platz.

Abgemagert und ermattet trafen Mensch und Tier im Lager Okombahe ein. Der Befehl war ausgeführt, wie hatte es noch angefangen? „Burfeindt fühlen sie sich in der Lage, das Gebiet mit der höchsten Erhebung des Landes zu erkunden und den T.P. festzulegen?" - "Jawohl, Herr Oberleutnant, Und hier ist mein Bericht.“

50 Jahre später erhielt Claus Burfeindt folgendes Schreiben der Bergsteigergruppe der Schule Karibib: „Damit der Nachwelt der monatelange, entbehrungsreiche Einsatz jenes unbestrittenen Voortreckers Claus Burfeindt, der im Brandberg im Auftrage der deutschen Schutztruppe 1914/15 die ersten Vermessungsarbeiten durchführte, für alle Zukunft unvergessen bleibe, hat sich die Karibiber Bergsteigergruppe mit Erfolg dafür eingesetzt, dass der Horngipfel, auf dem Herr Burfeindt wochenlang unter härtesten Bedingungen zugebracht hat, von nun an Claus Burfeindt Horn genannt wird.“